Umwelttipp: Helau - Nachhaltigkeit in der fünften Jahreszeit

Mainz feiert seit dem Jahr 1838 Straßenfastnacht. Der Müll, der beim Mainzer Rosenmontagszug 2025 anfiel, betrug mehr als 90 Tonnen. Die Hauptlast des Rosenmontagszuges und dessen Folgen liegt (seit unzähligen Jahren) auf den Schultern der Stadtreinigung Mainz, die von der Kommunalen Abfallwirtschaft Mainz und Mainz-Bingen AÖR (KAW) unterstützt wird. Im Jahr 2025 waren ca. 120 Mitarbeitende im Einsatz sowie Kehrmaschinen und verschiedenste Transportfahrzeuge. Vertreter der Fastnachtsvereine, der Stadt Mainz und von Umweltverbänden haben das Thema Nachhaltigkeit und Müllvermeidung in der Fastnacht aufgegriffen, um Aufwand, Kosten und derartige Müllmengen in Zukunft zu reduzieren.

Steigendes Abfallaufkommen und ein hoher Ressourcenverbrauch „nur so zum Spaß“, ist in Anbetracht der wachsenden Umweltbelastung durch Müll nicht mehr zeitgemäß. Bei der nachhaltigen Fastnacht geht es darum, Tradition mit Verantwortung zu verbinden, um das Feiern in der Fastnachtszeit auch in Zukunft zu ermöglichen. In der Karnevalshochburg Köln ist der Nachhaltigkeitsgedanke inzwischen ein fester Bestandteil bei der Organisation der Veedelszüge.

Als Bürgerinitiative startete 2018 der inzwischen gemeinnützige Verein ZERO WASTE KÖLN. Der Verein setzt sich dafür ein, den Zero Waste-Gedanken auf allen gesellschaftlichen Ebenen - Politik, Bildung, Bürger:innen, Unternehmen und Gastronomie zu verbreiten und zu vernetzen. Im Verein hat sich auch die Arbeitsgruppe Nachhaltige Veedelszüge etabliert. Deren Vision ist ein zukunftsfähiger Karneval voller Freude und Gemeinschaftsgefühl, bei dem die Feiernden die Umwelt respektieren, ohne groß darüber nachdenken zu müssen. Kölner Karneval soll mit Umweltschutz vereinbar sein, bei dem der Einsatz von Materialien bewusst geplant und umgesetzt wird. Konkret bedeutet das, dass Verschwendung vermieden wird und alle verwendeten Materialien entweder vollständig biologisch abbaubar oder endlos wiederverwendbar sind. Benötigte Energie entstammt aus erneuerbaren Quellen und verursacht keine schädlichen Emissionen. Beispielhaft wird gezeigt, wie traditionelle Feste nachhaltig und attraktiv für die nächsten Generationen gestaltet werden können.

Die übersichtliche Internetseite stellt Handlungsleitfäden, Datenbanken mit wertvollen Tipps, Ideen und Erfahrungsberichten für einen umweltgerechten Karneval, eine Plattform für Second-Hand-Kostüme, Flohmärkte, Tauschs und Kostümverleih frei zur Verfügung, siehe Linkliste.

Auch in Mainz tut sich was.

Mit gutem Beispiel und viel Kreativität hat auf dem Rosenmontagszug 2025 der interaktive „Meerwert Helau“-Wagen der Hochschule Mainz Umweltbewusstsein und Fastnachtstradition kombiniert. In Gestalt eines riesigen Oktopusses wurde der Wagen mit einem großen Fahrrad-Tandem aus reiner Muskelkraft angetrieben. Die mitfahrenden Studierenden hatten kein Wurfmaterial geschmissen, sondern symbolisch mit dem müllschluckenden Meeresbewohner Pfandflaschen eingesammelt. Oktopus und Kostüme wurden in Gemeinschaft der Fachbereiche Wirtschaft, Gestaltung und Technik hergestellt und bestanden zu 80 - 100% aus Upcycling-Material.

Der Oktopus-Wagen zeigte auf LED-Bildschirmen die Anzahl der gesammelten Pfandflaschen an. Am Ende des Umzugs waren es 1.162 Flaschen. Die Einnahmen aus dem Pfand wurden an eine Organisation gespendet, die Abfall aus Meeren, Seen und Flüssen entfernt.

Bereits im November 2024 hatten die Landeshauptstadt Mainz und der Mainzer Carneval-Verein 1838 (MCV e.V.) eine Vereinbarung für einen nachhaltigeren und müllärmeren Rosenmontagszug getroffen. Um diesen Prozess im Dialog mit allen Akteuren zu unterstützen, gründete sich daraufhin die unabhängige Initiative „Sauber Sach“ aus Fastnachtern und umweltbewussten Menschen aus der Region.

Die rund 15-köpfige, ehrenamtliche Initiative ist nun in verschiedenen Arbeitsgruppen organisiert: AG Wurfmaterial, AG Zugordnung, AG Kommunikation und AG Nachhaltige Verpflegungstasche. Daneben wurden viele weitere Ideen gesammelt, etwa zu Kostümen, Verpflegung und der Saalfastnacht.

Die Aktiven treffen sich regelmäßig, pflegen ein wachsendes Netzwerk und freuen sich über neue Mitstreiterinnen und Mitstreiter. Auf der taufrischen Website gibt es bereits erste Einblicke in die Aktivitäten. Für Sauber Sach ist klar: Fastnacht macht auch mit weniger Müll genauso viel Spaß - vielleicht sogar mehr!

Essen und Trinken: Verwendet kein Wegwerfgeschirr, nutzt Mehrwegbecher gegen Pfand und beachtet auch aus Sicherheitsgründen ein Glasverbot auf dem Zug.

Konfetti: Plastikkonfetti ist out, Konfetti aus Papier oder aus Blättern ist in.

Helau-Wurfmaterial: Reduziert die Mengen und auch die Verpackung; keine Billigware werfen und fangen. Umverpackungen korrekt entsorgen. Auch aus der Lebensmittelrettung können Alternativen aus Taschen ausgegeben werden. Organisiert Euch so, dass nicht benötigtes Wurfmaterial nach dem Sammeln abgegeben und weitergegeben wird, anstatt es wegzuwerfen.

Zugfahrzeuge und Motivwagen: Elektrische Antriebe oder Muskelkraft nutzen. Beim Motivwagenbau auf modulare, wiederverwendbare Teile achten.

Outfit: Schminke ohne Schadstoffe verwenden. Kostüme können wiederverwendet, getauscht und verliehen werden. Nutzt Kostümverleih, Second-Hand-Läden, Kleidertauschbörsen und näht Kostüme selbst aus alten Stoffen. Kreative Accessoires können aus Schrott oder Naturmaterialien hergestellt werden.

Nachhaltigkeitsbeauftragte: Legt für Eure Gruppe, Verein oder Wagen einen Nachhaltigkeitsbeauftragten fest und definiert Verantwortlichkeiten für die Vorbereitung und während des Zuges.

Der Mainzer Umweltladen veranstaltet vom 03.01. - 16.01. 2026 seine beliebte Kleidertauschbörse mit Schwerpunkt Fastnachtskostüme. Und wer noch eine Narrenkappe benötigt, kann hier ein Upcycling-Modell aus Müllwerkerkleidung erwerben.