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Umwelttipp: Umwelt(un)freundliche Baustoffe

Abfallaufkommen und Rohstoffverbrauch durch Baustoffe

Bei der Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und in Nordrhein-Westfalen im Juli 2021 sind Unmengen an Bauschutt, Schlamm und Sperrmüll angefallen. Wie der teils belastete Schutt zu lagern, trennen, entsorgen oder zu recyceln ist, stellt die beteiligten Länder und Kommunen vor große Herausforderungen. Die Situation birgt aber auch die Chance, neue Wege beim Einsatz von Baustoffen und bei der Ausstattung von Wohn- und Arbeitsgebäuden zu gehen.

Da wir bis zu 90% unserer Lebenszeit in geschlossenen Räumen verbringen, steigt das Bewusstsein dafür, dass die Raumluft und die verwendeten Materialien frei von Schadstoffen sein sollen. Doch oftmals hat es die eigentliche Bausubstanz in sich: gesundheitsgefährdend, umweltschädlich in der Herstellung oder schwer zu entsorgen. So kommen Bau- und Abbruchabfällen (einschließlich Straßenaufbruch) laut Umweltbundesamt eine Schlüsselrolle für eine geschlossene Kreislaufwirtschaft zu. Sie machten im Jahr 2019 mit rund 230,9 Mio. t den Großteil (55,4%) des Brutto-Abfallaufkommens aus. Schätzungen der Vereinten Nationen zufolge verursacht das Bauwesen 50 Prozent des Rohstoffverbrauchs in Europa.

Asbest und Beton

Asbest ist der Klassiker. Zwar wurde das wegen seiner Hitze- und Säurebeständigkeit einst sehr beliebte Dämmmaterial in Deutschland bereits in den 1990er Jahren verboten, gleichwohl finden sich noch immer viele asbesthaltige Baustoffe in älteren Häusern. In Gebäuden kam Asbest dabei hauptsächlich als Asbestzement zum Einsatz. Ein zweites Beispiel ist Beton. Wenn ein Bauwerk stabil und langlebig sein soll, greifen Bauunternehmen zu Beton. Beton ist der entscheidende Baustoff der vergangenen 150 Jahre. Er hat zu beispiellosem gesellschaftlichen Fortschritt und Wohlstand beigetragen.

Das Negative an Beton ist seine umweltschädliche Herstellung. Bei den menschengemachten CO2-Emissionen gehen 6 bis 9 Prozent auf das Konto der Betonproduktion. Der eigentliche Bau ist hierbei noch gar nicht einkalkuliert. Vor allem durch das Brennen des für die Betonherstellung benötigten Zements werden große Mengen des Treibhausgases freigesetzt. Zunehmend werden Materialien - wie der für Beton verwendete Sand - knapp und teuer.

Bauen mit Zukunft – wie geht das?

Meistens wissen wir nicht genau, was in den Gebäuden, in denen wir zur Miete leben oder arbeiten, verbaut wurde. Erst beim Abriss stellt sich heraus, dass Materialien nicht zu recyceln sind, weil sie untrennbar verbunden oder schadstoff-belastet sind. So stellt sich die Frage der Verwendung umweltfreundlicher Baustoffe bereits in der Planung. Angesichts des oben genannten Abfallaufkommens ist hier zu überlegen, was mit den Baustoffen passieren soll, wenn sie ausgedient haben. Zukunftsorientiertes Bauen erfordert das Denken in Stoffkreisläufen von Anfang an.

Die Niederlande machten es schon 2007 vor. Das Rathaus der Gemeinde Venlo ist ein besonderes Gebäude, da es nach dem Prinzip der Kreislaufwirtschaft entworfen und gebaut wurde. Abfall gibt es nicht. Alle Produkte und Rohstoffe können nach dem Gebrauch erneut verwendet werden. Derzeit wird es von Architekten und Bauherren von nah und fern besichtigt. Es gilt als Beleg dafür, dass sich zirkuläres Wirtschaften lohnen kann, insofern der Restwert des Gebäudes bezüglich der Materialien in der Kalkulation berücksichtigt wird, siehe Link zum Video am Ende des Artikels.

In Deutschland ist die ehemalige Zeche Zollverein in Essen ein Best-Practice-Beispiel. Seit 2017 ist sie Verwaltungssitz der RAG, ehemals Ruhrkohle AG, heute zuständig für die Folgeerscheinungen der Steinkohlenförderung. Als Pilotprojekt des EU-Forschungsprojekts „Buildings as Material Banks“ wird in diesem Gebäude ebenfalls die Idee der Kreislaufwirtschaft umgesetzt. Nähere Infos siehe „Tipps zu umweltfreundlichem Bauen und Wohnen“ sowie u.a. Linkliste.

Auch beim Bau des UmweltBildungsZentrums (UBZ) in Mainz und beim neuen Verwaltungsgebäude des Entsorgungsbetriebs wurden Ideen verwirklicht, um Gebäude zu erschaffen, die nachfolgenden Generationen nicht zur Belastung werden. Es wurden nur Baustoffe und Materialien eingesetzt, die unproblematisch zu entsorgen sind. So wurde Recyclingbeton verwendet und die Dämmmaterialien können sauber abgebaut und wiederverwendet werden.

Tipps zu umweltfreundlichem Bauen und Wohnen

Insgesamt gibt es beim ressourcenschonenden und abfallfreien Bauen noch viel Entwicklungsbedarf. Auch aus Sicht von Wohnungsuchenden ist die Lage auf der Suche nach gesundem und nachhaltigem Wohnraum komplex. Nachhaltiges Wohnen berücksichtigt nur teilweise die Bausubstanz. Es bezieht Wohnqualität, ökologische, energetische und ökonomische Aspekte mit ein. Das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung hat die Arbeitsgruppe "Nachhaltiger Wohnungsbau" ins Leben gerufen. Daraus hervorgegangen ist der Verein zur Förderung der Nachhaltigkeit im Wohnungsbau, kurz NaWoh, der nachhaltigen Wohnbau zertifiziert, siehe u.a. Linkliste.

Das EU-Forschungsprojekt „Buildings as Material Banks“ (BAMB) will dem immensen Rohstoffverbrauch und Abfallaufkommen im Bauwesen einen Riegel vorschieben. Bisher wurden nach Ende des Lebenszyklus von Gebäuden die wertvollen Materialien drittklassig verwertet oder landeten auf der Müllhalde. Mit dem entwickelten Materialpass gibt es keinen Abfall mehr. Er trägt dazu bei, bereits in der Planung wiederverwertbare Baustoffe zu integrieren, diese nach Abriss aufzubereiten und wieder in gleicher Güte zu verbauen. Der Materialpass schafft damit die Transparenz, die nötig ist, um eine Kreislaufwirtschaft im Immobilienbereich zu realisieren. Zudem wird dokumentiert, von welchem Hersteller das Produkt beziehungsweise der Rohstoff stammt. Infos siehe unten.

Als alternative Baustoffe werden Pappe (Wikkelhouses auf Helgoland), Stroh und Lehm diskutiert.

Auch Kunststoff, welcher zwar kein biologischer Baustoff ist, wird durch das Re- und Upcycling zu einer nachhaltigen Option im Hausbau. Und das auf eine äußerst profane, geradezu skurrile Weise: Gefüllt mit Schutt und Sand werden die Plastikflaschen aufeinander geschichtet, durch Nylonschnüre stabilisiert und verputzt. Auch hier kommt teilweise Beton zum Einsatz, jedoch können große Mengen des umweltschädlichen Baustoffs eingespart werden. In Honduras, wo Plastikflaschen schon seit Jahren in Häusern verbaut werden, haben sich diese "Flaschenhäuser" bereits als besonders stabil erwiesen. Sie halten Erdbeben der Stärke 7 und höher auf der Richterskala stand.

Holz wird als Baustoff der Zukunft gehandelt. Hierbei werden seine nachhaltige Produktion, Materialeigenschaften, Verarbeitung, Wirtschaftlichkeit, Sicherheit und Wohnklima als Argumente angeführt.

Bei Hanfbeton handelt sich um Fasern der Hanfpflanze, die mit Kalk vermengt werden. Ausgehärtet ist das auch Hanfkalk genannte Material etwas leichter als eigentlicher Beton und deutlich biegsamer. Es ist schwer brennbar, speichert Wärme und absorbiert Lärm.

Stahl ist einer der wenigen Materialien, die einen zu 100 Prozent geschlossenen Recycling-Kreislauf bieten. Das bedeutet, dass Stahl immer wieder effizient genutzt werden kann, ohne dass seine Eigenschaften oder Leistungsmerkmale verloren gehen – und das ohne schädliche Abfallprodukte.

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Haltestellen / ÖPNV

Haltestelle Münsterplatz:
Linien: 6, 50, 52, 53, 54, 55, 56, 57, 58, 60, 62, 63, 64, 65, 78,
80, 81, 90, 91, 653, 654, 660