Blog Weinhaus Bluhm

Die Mainzerinnen und Mainzer pilgern zum Weinhaus Bluhm – wegen Murielle! Eigentlich sollte das beliebte Restaurant „Chez Murielle“ heißen – das wäre wahrscheinlich passender. Das Weinhaus Bluhm in dem 300 Jahre alten windschiefen Fachwerkhaus in der romantischen Altstadt hat eine lange Tradition – und dann kam 2016 Murielle! Zusammen mit ihrem Vater Pierre, einer Mainzer Gastronomen-Legende, haben sie das historische Weinhaus nicht nur aufgehübscht – sie haben es neu erfunden.

Die Inneneinrichtung erinnert an eine Elsässer „Winstub“, Murielles Gemälde setzen künstlerische Akzente. Die französischen Gerichte mit rheinhessischen Bezügen verwöhnen die Gäste, die ausgewählten Weine bieten einen vinologischen Genuss ganz wie es sich Weinfreunde wünschen.

Und Murielle? „Die Ideen gehen mir nie aus!“ verkündet sie mit einem für sie typischen Lächeln. In ihrer fröhlichen Art ist sie ein „Gesamtkunstwerk“: Die Tochter französischer Eltern ist in der Pfalz in Neustadt an der Weinstraße geboren und in Mainz aufgewachsen. In Wien hat sie Linguistik studiert und als Simultandolmetscherin und Sprecherin gearbeitet. Hinzu kam eine klassische Gesangs- und Schauspielausbildung.

15 Jahre lang stand Murielle in Wien auf der Bühne im Burgtheater und überzeugte als Mezzosopranistin und Schauspielerin – zum Beispiel in Produktionen von Christoph Schlingensief. Schon von Kind an war kochen ihre Leidenschaft. Als die „singende Köchin“ nach Mainz zu ihrem Vater zurückkehrte, brillierte sie parallel in München an der Oper als Sängerin und kochte dort bei Premieren groß auf.

Ihre feine französische Küche glänzt mit klassischen Gerichten wie Pierres legendärer Fischsuppe oder „Steak Tartare“ – mit Fleisch aus Rheinhessen. Ihre Kochkunst durfte sie auch in SWR-Kochsendungen vor der Kamera zeigen. Zu besonderen Anlässen kocht Murielle vietnamesische Gerichte, die ihr Großvater aus Indochina mitgebracht hat.

Die ausgewählten Weine zu diesen Gerichten bezieht sie von Winzern, zu denen Murielle eine persönliche Beziehung hat – aus der Pfalz, Rheinhessen, dem Rheingau, Frankreich und der Nahe. Früher hat sie gerne Kochkurse in ihrer Showküche gegeben – heute kommt sie kaum noch dazu. Legendär sind die Abende „Quer durchs Bluhm“: Bevor das Restaurant manchmal für ein paar Tage schließt, gibt es ein „Reste-Essen“ mit bis zu 15 Gängen von allem, was der Kühlschrank hergibt.

Wer im Weinhaus Bluhm einkehrt, sollte keine Berührungsängste haben. Man sitzt schon mal etwas enger zusammen. Und wenn es ihre Zeit erlaubt und die Stimmung passt, kann es schon mal sein, dass die „Singende Köchin“ zu später Stunde für Gänsehautstimmung sorgt und das ein oder andere Lied zum Besten gibt: Jazz, Chansons oder israelische Lieder.

Man fühlt sich einfach wohl im Weinhaus Bluhm – so wie die Gäste auf der „Bauernhochzeit“ von Pieter Bruegel: Der imposante Druck des berühmten Gemäldes verschönert mit Genehmigung des Wiener Kunsthistorischen Museums über die ganze Breite den zweiten Raum der Weinstube. Kunst ist hier allgegenwärtig: Ihre Gemälde lässt Murielle auch auf Taschen drucken. Und im Sommer sitzen die Gäste ganz nach rheinhessicher Art draußen „auf der Gass“.

Den Preis für den Great Wine Capitals Best of Wine Tourism Award 2024 in der Kategorie „Kunst und Kultur“ geht an „Weinhaus Bluhm“. Die einmalige Performance von Wein, Kulinarik und Kultur im historischen Ambiente überzeugte die Jury vollkommen.

Der TV- und Weinjournalist Wolfgang Junglas betreut beim SWR Fernsehen in Mainz in der Unterhaltungsredaktion Sendungen wie "Wahl der Deutschen Weinkönigin." Er ist Buchautor, Vorsitzender von Weinfeder e.V., Präsident von FIJEV und Lehrbeauftragter an der Hochschule Geisenheim – und seit 2021 der Blogger von GWC Mainz | Rheinhessen.