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Ein Keller voller Winzergeschichten

Wie haben rheinhessische Winzer vor über 100 Jahren Weinbau betrieben? Wie sah ihr Alltag aus? Wer dies genau wissen will, wird im historischen Winzerkeller in Ingelheim fündig. Das üppig bepflanzte Foyer mit dem architektonisch gelungenen Glasdach gleich neben der Tourist Info verrät noch nichts über die Weinhistorie.

Die Expedition in die Vergangenheit führt neugierige Besucher zwei Stockwerke tief nach unten: Über von fleißigen Kellerarbeitern ausgetretene Sandsteinstufen gelangen sie in einen großen Gewölbekeller – wunderschön ausgemauert mit hellen Ziegelsteinen. Modern und geheimnisvoll beleuchtet stehen 24 kunstvoll geschnitzte Jahresfässer an der Bruchsteinwand aufgereiht - gefüllt mit unzähligen Weinstories.

Passend zu den einzelnen Jahren kann man Geschichten und Bilder über transparente Touchscreens aufrufen. Aus der „Sounddusche“ hören die Besucher eine typische Musik aus der gewählten Zeit. Eine Originalseite der Zeitung aus dem entsprechenden Jahr versetzt die Besucher in die Nachrichtenlage der damaligen Zeit: 1968 zum Beispiel geht es um die Studentenunruhen.

Ganze Batterien von gut erhaltenen Betonfässern mit Original-Fliesen sind heute authentische Ausstellungstücke. Manche wurden aufgeschnitten und dienen als Aktionsinseln. In einem finden Kellergespräche statt: Man setzt sich an einem Tisch, auf dem Bildschirm gegenüber erzählt ein Schauspieler die überlieferten Geschichten der Männer und Frauen, die über Jahrzehnte in der Winzergenossenschaft gearbeitet haben. Das vinologische Storytelling vermittelt ungewöhnliche Einblicke in den Arbeitsalltag der „Kellergenossen“.

In einem weiteren Betonfass werden die Arbeitsgänge gezeigt, die es braucht, um Wein in die Flasche zu bringen. „Duftlabor“ heißt ein anderes: Sechs typische Weinkeller Gerüche sollen die Besucher identifizieren. Beim Duftquiz gilt es Gerüche wie Lauge, Metall, Schweiß, Kleber, Karton oder Rotwein zu erschnüffeln.

Interaktiver Kontakt zu den Gründern: Klickt man einzelne Personen auf dem Gruppenfoto in der Baugrube der Winzergenossenschaft von 1904 an, erscheint die persönliche Geschichte dieses Menschen – eine Fundgrube über Weinpersönlichkeiten und ihr Schicksal. Innerhalb von einem Jahr errichteten 1904 die 106 Mitglieder der 1901 gegründeten Genossenschaft das imposante Gebäude. Ihnen zu Ehren stellt der „Walk of Wine – so arbeiten Genossen“ einzelne Arbeitsschritte entlang der Betonfässer anschaulich dar.

Wer in dieser im April 2022 eröffneten eindrucksvollen Ausstellung aufmerksam zuschaut, weiß danach genau, wie Wein gemacht wird. Am Ende der Multimedia Show kann jeder mit einem „verkorkten Wunsch“ eine schöne persönliche Erinnerung schaffen: Wünsche auf einen Zettel schreiben, in eine Weinflasche stecken und selbst verkorken.

Nach dem Ausstellungsbesuch bietet sich in der Vinothek eine Weinverkostung an: Weine von 25 Ingelheimer Winzern stehen bereit. Während der Öffnungszeiten der Tourist Info kann die Ausstellung kostenfrei besucht werden – es empfiehlt sich aber die Teilnahme an Führungen.

Zum Winzerkeller gehören auch ein Weinrestaurant mit ansprechender Speisekarte und regelmäßige Kulturveranstaltungen im ersten Untergeschoß des Winzerkellers. Hier finden zum Beispiel Lesungen und Musikabende statt. Die Räumlichkeiten können auch für Tagungen genutzt werden.

Den Preis für den Great Wine Capitals Best of Wine Tourism Award 2023 in der Kategorie „Kunst & Kultur“ geht an den „Winzerkeller Ingelheim“. Das gelungene, aufwändige Multimedia Konzept über die spannende Geschichte einer Winzergenossenschaft in Verbindung mit interessanten Veranstaltungen hat die Jury rückhaltlos überzeugt.

Über den Blogger

Der TV- und Weinjournalist Wolfgang Junglas betreut beim SWR Fernsehen in Mainz in der Unterhaltungsredaktion Sendungen wie "Wahl der Deutschen Weinkönigin." Er ist Buchautor, Vorsitzender von Weinfeder eV, Präsident von FIJEV und Lehrbeauftragter an der Hochschule Geisenheim – und seit 2021 der Blogger von GWC Mainz | Rheinhessen.