Josef Haslinger, Mainzer Stadtschreiber 2010
Josef Haslinger, 1955 im niederösterreichischen Zwettl geboren, ist der Mainzer Stadtschreiber des Jahres 2010. Haslinger ist damit der 26. Träger des Literaturpreises von ZDF, 3sat und der Stadt Mainz. Er wird - wie seine Vorgängerin Monika Maron - gemeinsam mit dem ZDF eine Dokumentation nach freier Themenwahl produzieren und die Stadtschreiberwohnung im Mainzer Gutenbergmuseum beziehen.
Josef Haslinger zählt zu den erfolgreichsten Schriftstellern des deutschsprachigen Raums („Opernball", „Vaterspiel", „Phi Phi Island") und lehrt als Professor für literarische Ästhetik am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig, dessen geschäftsführender Direktor er ist.
Berühmt wurde Haslinger 1995 mit seinem Roman „Opernball“, der in Form eines Politthrillers einen Giftgasanschlag Rechtsradikaler auf den Wiener Opernball beschreibt. Eine packend geschriebene Gesellschaftsdiagnose, in der machtgierige Politiker und sensationslüsterne Medien die Hauptrollen spielen. Der Bestseller ist erfolgreich verfilmt worden. 2000 erschien Haslingers zweiter Roman „Vaterspiel“, in dem es um österreichische Familiengeschichten geht, die schicksalhaft mit der Nazizeit verbunden sind. Auch dieses Buch wurde unter anderem mit Ulrich Tukur und Christian Tramitz in den Hauptrollen verfilmt und wird in Kürze - am 26.11.2009 - in die Kinos kommen.
Aufsehen erregte Haslinger immer wieder mit seinen essayistischen Arbeiten, so mit „Das Elend Amerikas. Elf Versuche über ein gelobtes Land“ (1987), „Hausdurchsuchungen im Elfenbeinturm“ (1996) oder „Klasse Burschen. Politische Essays“ (2001).
Josef Haslinger lebt in Wien und Leipzig und wurde mit zahlreichen Preisen geehrt, unter anderem mit dem Theodor-Körner-Preis (1980), dem Preis der Stadt Wien für Literatur (2000), dem Ehrenpreis des Österreichischen Buchhandels (2000) oder dem Preis der LiteraTour Nord (2001).
Der Mainzer Oberbürgermeister Jens Beutel freute sich auf die Begegnung mit Josef Haslinger: „Dies ist ein erneut klangvoller Name der Literaturszene, den wir in Mainz begrüßen dürfen. Haslinger beleuchtet gern auch in essayistischer Form Dinge provokant aus ganz eigener Blickrichtung, bezieht dezidiert eigene Standpunkte." Als Augenzeuge der Tsunami-Katastrophe in Asien verarbeitete er diese Grenzerfahrung und Erinnerung in seinem Buch "Phi Phi Island" auf ungewöhnliche Weise.
In seiner Abschiedslesung trug Josef Haslinger Passagen aus seinem 2006 erschienenen Erzählband „Zugvögel“ vor, in dem er die Leserschaft zusammen mit den verschiedenen Protagonisten auf die Reise schickt. In sieben kurzen Geschichten werden unter anderem Amerika, Kroatien, Österreich, Frankfurt und München besucht. Dabei stehen nicht die Orte im Mittelpunkt, sondern die Menschen.
Jurymitglied und Kulturdezernent a.D. Peter Krawietz nannte Haslinger einen „unbequemen Zeitgenossen, der sich offen mit der sozialen und politischen Realität nicht nur in seinem Heimatland auseinandersetzt, sondern eine europäische Sicht vertritt.“