Michael Kleeberg, Mainzer Stadtschreiber 2008
Mancher Rezensent vermisste gerade seinen Namen auf der Long List zum Deutschen Buchpreis 2007: Michael Kleeberg. Die Jury wählte ihn nun zum Mainzer Stadtschreiber 2008.
Der neue Mainzer Stadtschreiber Michael Kleeberg wurde 1959 in Stuttgart geboren und wuchs in Böblingen und bei Hamburg auf. Neben dem Studium der Politik und Visuellen Kommunikation arbeitete er als Journalist, Krankenpfleger und Hafenarbeiter. 1984 erschien sein erster, besonders für die scharfe Beobachtungsgabe gelobter Erzählband Böblinger Brezeln. Nach Aufenthalten in Rom, Westberlin und Amsterdam siedelte er 1986 nach Paris über, wo er neben seiner schriftstellerischen Aktivität auch als Mitinhaber einer Werbeagentur tätig war.
Kleebergs besonderes Interesse gilt der Darstellung des Zusammenhangs von persönlicher Geschichte und Zeitgeschichte. So in seinem hochgelobten Roman Ein Garten im Norden (1998), in dem das frühe zwanzigste Jahrhundert zum Leben erweckt wird, wie auch in seinem Roman Der König von Korsika (2001) über das Leben des Barons Theodor Neuhoff, den sein Schicksal durch das Europa des 18. Jahrhunderts führt.
Im August 2007 erschien Kleebergs neuer Roman Karlmann. Anhand der minutiösen Auslotung einiger Tage der Jahre 1985 bis 1989 aus dem Leben des Durchschnittsmanns Charly durchleuchtet der Autor mit ganz unterschiedlichen Sprachregistern den Alltag in all seinen Aspekten und geht so der Faszinationskraft des Banalen auf den Grund. „Der Alltag ist das Leben selbst. Zugleich ist er Terra incognita“, so der Autor.
Kleeberg, der auch als Übersetzer aus dem Französischen (Proust, Huysmans) und dem Englischen (Dos Passos) tätig ist, erhielt u.a. den Anna-Seghers-Preis (1996), den Lion-Feuchtwanger-Preis (2000) und wurde mit zwei Arbeitsstipendien des Deutschen Literaturfonds geehrt. Kleeberg lebte als freier Schriftsteller und Übersetzer in Burgund, bevor er sich 2000 in Berlin niederließ.